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Authentizität und Körpersprache

Es gibt immer noch Rhetorikseminare, in denen man lernt, wie man richtig stehen soll und wie man Worte mit Gestik unterstreicht. Und es gibt angeblich immer noch Bewerbungstrainings, die einem Bewerber beibringen, wie man richtig zugewandt sitzt und welche Körperhaltung man in einem Bewerbungsgespräch haben muss. In der Folge erlebt man steife Redner, nüchterne Reden und angespannte und verkrampfte Bewerber. Wer versucht, alle Ratschläge bzgl. Körperhaltung und Körpersprache zu berücksichtigen, wird sich kaum auf Inhalt und Zuhörer konzentrieren können. Die natürliche, authentische Körpersprache ist nicht kognitiv von außen steuerbar. 

Die richtige Körpersprache kommt von innen

Viel wirkungsvoller ist die Arbeit innen. Denn wenn die Innenwelt des Redners oder des Bewerbers geordnet ist, entsteht ganz von alleine eine Körperhaltung und Gestik, welche die Worte konsistent unterstützen. Hierzu muss man innere Bilder, innere Vorstellungen sortieren und klären, die innere Identität gestalten, innere Glaubenssätze  sowie Grundhaltungen und Überzeugungen verändern. Dann verändern sich auch Stimme, Wortwahl, Sprechgeschwindigkeit, Stimmhöhe und körperliche Stimmresonanz.

Hinter dem Argument stehen

Dann ist es auch keine Plattitüde mehr, man müsse hinter dem Argument stehen, sondern man tut es. Beginnt man die Metaphern zu sehen, von denen man spricht, Bilder zu entwickeln von dem, was man beschreibt, dann beginnen auch Hände und Arme in natürlicher Weise den Raum einzunehmen. Sie unterstreichen die Sendung der Worte und lassen den Zuhörer wie im Kino sitzend die gleichen Bilder im eigenen Kopf entstehen. Ist die innere Überzeugung zum Argument klar, so richtet sich der Körper in seiner Körperhaltung von alleine aus und unterstreicht das Argument überzeugend und authentisch.

Botschaften fühlen

Auch Botschaften muss man im Herzen, im Bauch oder klar im Kopf tragen. Fühlt, sieht und kennt man die Orte der inneren Überzeugung, so kann man von dort aus sprechen und die Botschaft ins Herz des Zuhörers senden. Worte und Körpersprache unterstützen sich dann in natürlicher Form. Das Argument alleine zählt wenig, trotz aller schlüssigen Argumentationstechniken und Redefiguren. Am Ende entscheidet unsere innere Überzeugung, unsere Konsistenz und Authentizität, denn das Unterbewusstsein des Zuhörers lässt sich nicht so leicht von vordergründigen Argumenten hinters Licht führen.

Authentizität im Leben, beim Verhandeln und bei Bewerbungen

In meiner beruflichen Entwicklung als Trainer und Coach war ich immer auf der Suche nach der Antwort auf die Fragen, wie ich am besten den Transfer von Coachinginhalten und Trainings herstellen kann und wie ich es schaffen kann, dass die Klienten nach einem Coaching/Training unverzüglich und leicht Inhalte in deren Praxis umsetzen können. Vor ca. 20 Jahren lehrte ich kognitive Inhalte und versuchte diese durch Übungen und Rollenspiele zu vertiefen. Doch dann stellte ich fest, dass die wirkungsvollsten Hebel nicht in Übungen außen, sondern in mentalen Übungen innen zu finden waren. Immer häufiger machte ich die Erfahrung, dass Identitätsarbeit einer der wesentlichsten Faktoren der sofortigen Anwendung und dauerhaften Umsetzung ist. Es klärte sich die Erkenntnis, dass wer sich als Trainer über "Transfer" Gedanken machen muss, die falsche Methode gewählt hat.

Aus dieser Denkweise sind vier Herangehensweisen an das Thema Authentizität und Überzeugung entstanden:

  • Der Personal Identity Development Process - PIDP© für Einzelpersonen. Hier klärt man und entwickelt man proaktiv innerhalb von zwei Tagen seine eigene, individuelle Identität zu einer authentischen Persönlichkeit.
  • Überzeugend Überzeugen - ein Rhetorikseminar, dass dem Teilnehmer quasi nebenbei Redefiguren und Rhetorik beibringt. Im Mittelpunkt des Seminar steht der Teilnehmer, der während des Seminars mehr und mehr die Identität überzeugender Redner annimmt. Auch hier ist also Identitätsarbeit ein wesentlicher Faktor. Man lernt hier mental-körperlich, die eigene innere Überzeugung wahrzunehmen, damit umzugehen und für die Reden und Präsentationen überzeugend einzusetzen.
  • Bewerbertraining - Klärung, Klärung, Klärung. Ein Einzelcoachingformat. Wer bin ich? Was will ich? Was gefällt mir? Was gefällt mir nicht? Was kann ich akzeptieren? Wie sieht mein zukünftiger Job aus? Was kann und will ich nicht akzeptieren? Worin bin ich unklar? Wie kann ich mir die Unklarheit verschaffen? Welche innere Überzeugung brauche ich? usw. Auch hier ist die hauptsächliche Arbeit innen. Von einem Bewerber muss der zukünftige Betrieb aus allen Poren erkennen - ja, das ist der Mensch, den ich haben möchte. Und auch das Unternehmen bewirbt sich und wird durchleuchtet vom Bewerber. Ich bereite Bewerber auf diese gegenseitige Bewerbung vor und stabilisiere den Bewerber in zielführenden Grundhaltungen.

Autor

Partner für Personalentwicklung
Hans-Peter Wellke
Fischersteige 4
87435 Kempten
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